Wir veröffentlichen eine Stellungnahme unserer Freunde vom ADFC Pforzheim zu einem Vorfall auf der Westlichen. Der folgende Text ist am 25.03.2025 als offener Brief an die Stadt Pforzheim und die Presse verschickt worden.

Busfahrer schlägt Radfahrer – ADFC Pforzheim verurteilt Gewaltausbruch

Sehr geehrter Bürgermeister Büscher,
sehr geehrter Bürgermeister Volle,
sehr geehrte Damen und Herren,

der sogenannte Fahrrad-Schutzstreifen auf der Westlichen bewegt seit seiner Einrichtung die Gemüter. Während viele Autofahrende der Überzeugung sind, dass durch die gestrichelte Linie kein Überholabstand mehr eingehalten werden muss, fühlen sich Radfahrende oftmals von 2 Seiten gefährdet: plötzlich öffnende Türen parkender Autos rechts, knapp überholende Fahrzeuge links. Der vorgeschriebene Überholabstand von mindestens 1,50 m gilt jedoch auch hier – das bedeutet, dass für das Überholen die
Gegenfahrbahn benutzt werden muss.

Ein besonders negatives Beispiel ereignete sich Anfang Februar: Ein Radfahrer befuhr in flottem Tempo den Schutzstreifen in Richtung Brötzingen und wurde dabei von einem Busfahrer eines Linienbusses so eng überholt, dass er an der nächsten roten Ampel an die Tür des Busses klopfte um den Busfahrer auf die gefährliche
Situation hinzuweisen. In der Folge stieg der Busfahrer aus und schlug den Radfahrer ins Gesicht – so heftig, dass bei der späteren Anzeigeaufnahme durch die Polizei die Spuren noch sichtbar waren.

Es muss gefahrlos möglich sein, in unserer Stadt Rad zu fahren.

ADFC Pforzheim-Enzkreis

Der ADFC verurteilt diesen Gewaltausbruch. Es muss gefahrlos möglich sein, in unserer Stadt Rad zu fahren. Es muss gefahrlos möglich sein, im Gespräch auf Verkehrsverstöße hinzuweisen. Wir dürfen als Gesellschaft nicht akzeptieren, dass Regelverstöße zur Regel werden.

Wir dürfen als Gesellschaft nicht akzeptieren, dass Regelverstöße zur Regel werden.

ADFC Pforzheim-Enzkreis

Auf Höhe des besagten Schutzstreifens befinden sich gleich mehrere Schulwege. Hebel, THG, Osterfeld, Fritz-Erler, Brötzinger Schule – sie alle sind im Einzugsgebiet der Westlichen. Der ADFC fordert, dass hier auch im Sinne der Kinder für Sicherheit gesorgt wird und durch die zuständigen Behörden regelmäßige Kontrollen der
Überholabstände auf der Westlichen durchgeführt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Franziska Dorner, Martin Mäschke, Bastian Wetzke

(Vorstand ADFC Pforzheim-Enzkreis)

Pressereaktion:

Wir veröffentlichen eine Stellungnahme unserer Freunde vom VCD Pforzheim/Enzkreis zum Pforzheimer Lärmaktionsplan:

VCD beklagt unzureichenden Pforzheimer Lärmaktionsplan und fordert einheitlich Tempo 30
20% der Pforzheimer Bevölkerung leidet unter Straßenverkehrslärm

Lärmaktionspläne sollen die Bevölkerung vor Lärm schützen – so die Theorie. Dies gilt aber nicht in Pforzheim – hier soll mit der Aktualisierung des Lärmaktionsplans noch mehr Straßenverkehrslärm erlaubt werden, beklagt der ökologische Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Pforzheim/Enzkreis e.V. (VCD).

„In Pforzheim gibt es seit 2007 Lärmaktionspläne, seither hat sich die Zahl der von Straßenverkehrslärm betroffenen Einwohner von rund 12.000 auf über 26.000 mehr als verdoppelt auf rund 20% der Bevölkerung“, kritisiert VCD-Kreisvorsitzender Marlon Frommer die unzureichende Pforzheimer Lärmaktionsplanung.

Die von der Verwaltung vorgeschlagene Aufhebung der Tempo-30-Limitierung auf den Hauptverkehrsstraßen würde statt zu einer Lärmentlastung zu einer deutlichen Mehrbelastung führen, wie der VCD aus den städtischen Planungen entnehmen kann: Die Zahl der von besonders gesundheitsgefährdendem Straßenlärm am Tage Belasteten (mehr als 74 dB(A)) würde sich verdoppeln. Im Bereich des gesundheitsgefährdenden Straßenlärms von 70-74 dB(A) würde sich die Betroffenheit von 6.705 auf 7.598 Einwohner (+13%) erhöhen.

Deshalb lehnt der VCD diese Verschlechterungen beim Lärmschutz entschieden ab und fordert einheitlich Tempo 30 auf allen Straßen im Pforzheimer Stadtgebiet! Neben dem Lärmschutz dient diese Maßnahme auch dem Fuß- und Radverkehr.

Hätten Stadtverwaltung und Gemeinderat in den letzten 20 Jahren energisch den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) und den Integrierten Mobilitätsentwicklungsplan (IMEP) umgesetzt und damit die Alternativen zum Autoverkehr gestärkt durch Ausbau von sicheren Radwegen, sicheren, breiten Fußwegen, Taktverdichtungen beim Busverkehr und der Einrichtung von neuen Schienenhaltepunkten, wäre heute der Autoverkehr weniger dominant und weniger laut, so dass ein Lärmaktionsplan mit Tempobeschränkungen gar nicht notwendig wäre.

VCD-Kreisvorsitzender Marlon Frommer

Aus VCD-Sicht sollte sich die Stadtverwaltung endlich ernsthaft mit den Ursachen des hohen Straßenverkehrslärms beschäftigen: „Hätten Stadtverwaltung und Gemeinderat in den letzten 20 Jahren energisch den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) und den Integrierten Mobilitätsentwicklungsplan (IMEP) umgesetzt und damit die Alternativen zum Autoverkehr gestärkt durch Ausbau von sicheren Radwegen, sicheren, breiten Fußwegen, Taktverdichtungen beim Busverkehr und der Einrichtung von neuen Schienenhaltepunkten, wäre heute der Autoverkehr weniger dominant und weniger laut, so dass ein Lärmaktionsplan mit Tempobeschränkungen gar nicht notwendig wäre“, erklärt Marlon Frommer. „Durch die jahrelange fortgesetzte Weigerung von Verwaltung und Gemeinderat, die Alternativen zum PKW-Verkehr zu stärken bei gleichzeitiger Subventionierung des PKW-Verkehrs durch kostenloses oder billiges Parken hat der Autoverkehr übermäßig zugenommen und nimmt statt unter 50% inzwischen 61% des Verkehrs in der Stadt ein. Kein Wunder, dass die Bevölkerung unter Straßenverkehrslärm leidet.“

Zur Verbesserung der Verkehrssituation und damit auch zur Reduzierung des Straßenverkehrslärms fordert der VCD deshalb neben einheitlichem Tempo 30 auf allen Straßen:

  • die Aufhebung der „Brötchentaste“ zum kostenlosen Parken
  • Einführung von angemessenen Gebühren beim Anwohnerparken (10-20 € pro Monat)
  • Mindestparkgebühren in Höhe des Einzelfahrscheins beim Bus (3€) und regelmäßige Anpassung entsprechend der Steigerung der Busfahrpreise
  • konsequente Beschleunigung und Bevorrechtigung des Busverkehrs umsetzen (Busspuren, Grünanforderung). Eine Busbeschleunigung hat dreierlei positive Effekte: 1) die Fahrgäste kommen schneller ans Ziel, 2) PKW-Fahrer sehen, dass man mit dem Bus schneller als mit dem PKW ans Ziel kommt, 3) eine höhere Reisegeschwindigkeit des Busses mindert die Zahl der Busse und Fahrereinsatzstunden bei höheren Fahrgastzahlen.
  • eine beschleunigte Umstellung der ÖPNV-Busflotte auf Elektroantrieb zur Lärmminderung
  • eine beschleunigte Einführung des 10-Minuten-Taktes auf den Hauptlinien des Busverkehrs

Das ADFC Tourenprogramm 2025 ist online. Ihr findet es hier.

Wir wünschen Euch viel Spass bei Touren durch schöne Landschaften und zu regionalen und überregionalen Sehenswürdigkeiten.