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Am 26. April wurde im Planungs- und Umweltausschuss die Umgestaltung der Zerrennerstraße diskutiert. Bei der Verkehrsberuhigung der Zerrennerstraße stehen auf der einen Seite die Verfechter einer lebenswerten Innenstadt, welche trotz Galeria-Insolvenz, Sinn-Leffers Ruine und Druck des Onlinehandels die Innenstadt zum durchgehenden, lebenswerten Aufenthalts-, Erlebnis- und Einkaufsraum gestalten wollen. Und auf der anderen Seite die, denen der Wunsch veränderungsunwilliger Umlandbürger, mit dem Auto durch das Wohnzimmer der Stadt zu fahren, wichtiger ist als die Perspektive, dass Pforzheim sich zur Schlafstadt entwickelt.

Wenn die Gegner der Umgestaltung allerdings diese Position tatsächlich benennen würden, würde man sie für Ihre Gleichgültigkeit gegenüber dem Sterben der Innenstadt verantwortlich machen. Oder für ihre Gewerbefeindlichkeit. Oder für ihr verbrennerzentriertes Gesellschaftsmodell.

Deswegen ging die FDP Stadträtin Descharmes Herrn Sarow gestern lieber persönlich an, anstatt sich auf die Sachebene zu wagen, als sie meinte, ausgerechnete der, der sein Auto „regelmäßig dort abstelle, wo es nicht hingehöre“, würde nun für den Radverkehr sprechen. Immerhin setzt sich die Verbrenner-FDP damit ausnahmsweise gegen das Falschparken ein. Aber Herr Sarow stellt sein Fahrzeug gar nicht *regelmäßig* dort ab, wo es nicht hingehört. Allerdings hat er – wie allseits bekannt – ein besonders schickes Auto, das sich zu leisten einen gut gefüllten Kontostand voraussetzt. Das kann bei einem FDP Mitglied schon Sozialneid auslösen. Ist es populistisch, wenn man den Sozialneid auf die politische Bühne trägt? Die Pforzheimer FDP hat nach „Klos statt Radwege“ jedenfalls mal wieder ihre wahren politischen Beweggründe verheimlicht.

Im Stadtgebiet Tiergarten wurde ein Kind auf einem Skateboard von einem Paketzusteller überfahren. Die Stadt plant dazu laut einem Artikel in der BNN vom 26.10.2022 folgendes:

  • Man wird einen Zaun aufstellen, damit die Kinder nicht mehr vom Spielplatz auf die Straße fahren können.
  • Lücken in den Hecken, die den Spielplatz von der Straße trennen sollen geschlossen werden.
  • Hecken, die die Sicht auf die Straße zu verbessern.

Toll würden wir noch finden:

  • Schwellen auf der Fahrbahn, die die Geschwindigkeitsbegrenzung umzusetzen helfen.
  • Die Straße beim Spielplatz zur Spielstraße zu machen.
  • Mehr Geschwindigkeitskontrollen.

Es sollte nicht sein, dass die Konsequenz aus solch tragischen Unfällen regelmässig ist, dass nur die Kinder mehr eingezäunt werden und die Stadt lediglich noch autogerechter gemacht wird.

Wer gemeinsam mit uns glaubt, dass die Stadt lebenswerter wird, wenn sie für unsere Kinder auch auf der Straße sicherer wird, der/dem empfehlen wir folgende Online-Petition „für sichere Schulwege, Spielmöglichkeiten für Kinder und Menschen im Tiergarten/Buckenberg PF“:

https://www.openpetition.de/petition/argumente/sichere-fusswege-schulwege-spielmoeglichkeiten-fuer-kinder-und-menschen-im-tiergarten-buckenberg-pf

Großes Interesse an Lesung und Diskussion mit Mobilitätsexpertin Katja Diehl am 13. Oktober 2022

Schöne Städte beruhen auf menschlicher Mobilität, nicht auf Automobilität.

Katja Diehl (Quelle: „Autorin stellt neues Buch in Pforzheim vor: Vorfahrt für Lebensqualität in der City“ von Nico Roller)

Im Rahmen der Reihe „what if… was wäre, wenn?“ haben wir am Donnerstag, 13. Oktober 2022, gemeinsam mit dem Dezernat für Planen, Bauen, Umwelt und Kultur der Stadt Pforzheim und der Stadtbibliothek eine Lesung und Diskussion mit Bestsellerautorin und Mobilitätsexpertin Katja Diehl veranstaltet (falls verpasst, hier der Veranstaltungsflyer zum Nachlesen).

Das große und generationenübergreifende Publikumsinteresse im rappelvollen Veranstaltungssaal der Stadtbibliothek hat gezeigt, dass wir mit der Einladung von Katja Diehl mit ihrem Buch »Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt« einen guten Riecher hatten.* Wir freuen uns, dass Dank tollem Veranstaltungsbericht von Nico Roller auch alle Pforzheimer*innen, die selbst nicht dabei sein konnten, einen Eindruck von der Themenbreite der Veranstaltung bekommen.
(*Umso mehr, weil wir eine Buchpreisträgerin bei uns zu Gast hatten! Katja Diehl ist kurz nach unserer Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse für »Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt« mit dem „Leserpreis des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2022“ ausgezeichnet worden.)

Man muss immer von der Warte der Schwächeren aus denken.

Katja Diehl zur Gestaltung von Mobilitätsangeboten (Quelle: „Autorin stellt neues Buch in Pforzheim vor: Vorfahrt für Lebensqualität in der City“ von Nico Roller)

Mit vielen Gleichgesinnten Veränderung einfordern, ein bisschen Druck machen.

Katja Diehl auf die Frage, wie man den Autoverkehr tatsächlich zurückdrängen und mehr Platz für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen schaffen kann. (Quelle: „Autorin stellt neues Buch in Pforzheim vor: Vorfahrt für Lebensqualität in der City“ von Nico Roller)
Buchcover "Autokorrektur. Mobilität für eine lebenswerte Welt" von Katja Diehl
Buchcover „Autokorrektur. Mobilität für eine lebenswerte Welt“ von Katja Diehl. Das lesenswerte und erhellende Buch kann in unserer Stadtbibliothek ausgeliehen werden und ist im Pforzheimer Buchhandel erhältlich.)

„Ich glaube, es gibt überall Leute, die etwas verändern wollen.“

Katja Diehl auf die Frage, wie man die Stadtverwaltung dazu bewegen kann, proaktiv voranzugehen. (Quelle: „Autorin stellt neues Buch in Pforzheim vor: Vorfahrt für Lebensqualität in der City“ von Nico Roller)

Das sehen wir im Orgateam der Critical Mass genauso. Lasst uns überzeugenden Ansätzen aus dem Rathaus gemeinsam zu mehr Aufmerksamkeit in Lokalpolitik und Bevölkerung verhelfen!

Pforzheim hat mich umgehauen. Volles Haus und gute Diskussion. Danke.

Fazit von Katja Diehl auf @kkatinstagram

Danke ebenso, wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch!

Zur Abwechslung wollen wir am 16.9. ab 15 Uhr einmal selber die Stadt vollparken: mit Kaffeetischen, Straßenkreidespielen, Schaukelstühlen, Campingdecken etc. Zum Kaffeetrinken, Entspannen, Spielen oder Freunde treffen. Mal schauen, wozu 12 qm Straßenraum so alles gebraucht werden können.

Worum geht es? Ein Auto steht über 90% seiner „Nutzungs“-dauer im Wesentlichen rum. Wenn es nicht gerade im Stau die Straßen verstopft, verstopft es parkend den städtischen Raum. So verbraucht eine abwesende Person wertvollen Platz, der dann für Begegnungen, Fahrräder, Kinderspiele, Kleinkünstler und Straßencafes unbrauchbar wird.

Am Park(ing) day drehen wir den Spieß um: Parkplätze im öffentlichen Straßenraum werden für einige Stunden umgewidmet: ein Auto macht den Parkplatz frei – wir stellen unsere Räder drauf; das nächste Auto fährt weg – wir breiten den Teppich aus und stellen die Zimmerpalme auf; noch ein Parkplatz wird frei – die Kinder malen Hüpfspiele mit Straßenkreide und fangen an zu spielen. etc.

Eigentlich kann man das in der ganzen Stadt machen, aber seitens des Orga-Teams der Critical Mass werden wir uns in der Kallhardtstraße beim Kupferdächle treffen. Und Du bist herzlich eingeladen, bei unserer „Schwerpunktaktion“ mitzumachen.

Was kannst du tun? Was du willst – sei kreativ! Nutze einen freien Parkplatz und lass deiner Fantasie freien Lauf: Ein Teppich, Sitzgelegenheiten, Kaffee und Kuchen, Blumentöpfe, Brettspiele, Straßenkreide etc. Achte aber darauf, mit der Aktion niemanden zu stören oder zu belästigen. Weitere Inspirationen unter www.strasse-zurueckerobern.de

Auch VCD und ADFC werden vor Ort sein. Der ADFC wird eine Fahrrad-Kodieraktion durchführen.

Mach Fotos von deiner Aktion! Vorher-Nachher-Bilder sind ideal. Schick uns deine Fotos oder verbreite sie unter #parkingdaypforzheim und #parkingday in deinen Social-Media-Kanälen.

Der Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zum Radfahrklima weltweit und wird vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführt. Im Jahr 2022 findet die Umfrage wieder statt – vom 01. September bis 30. November.

Der Klimawandel stellt die Welt auf den Kopf und eine der einfachsten Maßnahmen dagegen bestünde darin, im Nahverkehr auf das Fahrrad umzusteigen. Mit dem Fahrradklima-Test befragt der ADFC die Bürger*innen, ob die jeweiligen Kommunen dieses Ziel eher fördern oder es eher blockieren.

Per Fragebogen kannst Du mit wenig Aufwand die Situation für Radfahrende in Deiner Stadt oder Gemeinde bewerten. So haben Du und alle anderen „Alltagsexpert*innen“ die Chance, Politik und Verwaltung wichtiges Feedback zur Situation von Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern vor Ort zu geben. Der Fahrradklimatest ist mir der Hoffnung verbunden, den Politikern vor Augen zu führen, dass das Fahrrad ein gleichwertiges Verkehrsmittel ist.

Zum Online-Fragebogen (und übrigens auch zu den Ergebnissen der Vorjahre) geht es ab dem 1. September hier.

Laut ADFC „So geht Verkehrswende“ sind nur etwa 10% bis 20% der potentiellen Radfahrer*innen bereit, Radschutzstreifen wie aktuell in Pforzheim auf die Straßen gemalt zu benutzen. Den übrigen 80% bis 90% ist das zu unsicher. Sie wollen baulich getrennte Radwege, Kreuzungen nach dem holländischen Kreuzungsmodell, Fahrradstraßen und verkehrsberuhigte Superblocks (das heißt, Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr).

Nur wenn wir diesen Menschen ein attraktives Angebot machen, wird eine Verkehrswende auch in Pforzheim möglich. Nur wenn diese Menschen sicher und gerne mit dem Fahrrad unterwegs sind, können wir die Lebensqualität in unserer Stadt nachhaltig verbessern.

Die schwarz-grüne Landesregierung des Landes Baden-Württemberg formuliert im Koalitionsvertrag zur Verkehrspolitik:

Unser Ziel ist ein durchgängiges, sicher befahrbares Radverkehrsnetz in Baden-Württemberg. Radwege sollen, wo immer möglich, baulich vom Auto- und Fußverkehr getrennt werden. Sie müssen deshalb in Zukunft bei jedem Straßenprojekt mitgedacht werden – ebenso wie Fußwege.

(Koalitionsvertrag 2021 Baden-Württemberg, Seite 125)

Die bauliche Trennung eines Radwegs muss nicht teuer sein:

Beispiel aus Berlin: die Abstandshalter mussten in Mexiko beschafft werden – wohl zu einfach für deutsche Standards

Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag wird auch die Umsetzung des Zielzustandes des RadNETZ BW als Priorität genannt. Zum RadNETZ BW gehört die Nord-Südverbindung in Pforzheim und somit die Kreuzung Heinrich-Wieland-Allee / Hohenzollernstraße (siehe unten, mit aktuell noch temporär geplantem Sandwich-Radweg ohne bauliche Trennung).

Jetzt müssen sich die Planer entscheiden: Einen politisch legitimierten Vorschlag umsetzen oder lieber veraltete Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, wie aktuell noch auf der Webseite der Stadt Pforzheim beworben („Radwege für die, die gerne zwischen Autos fahren“):

Quelle: Webseite der Stadt Pforzheim – Stand Mai 2022

Radfahrer*innen sollen in Pforzheim zwischen fahrenden Autos und parkenden Autos fahren, ständig in Gefahr, mit der sich gerade öffnenden Tür des parkenden Autos zu kollidieren oder den Weg abgeschnitten zu bekommen von denen, die gerade ein- oder ausparken wollen. Von baulich getrennten Radwegen keine Spur. Dabei ist Pforzheims Vision dem Stand von Berlins Umsetzung etwa 10 Jahre hinterher, wie folgendes Bild zeigt:

Beispiel aus Berlin: Fahrradspur rechts von den parkenden Autos

Kein Wunder, dass die Leute in Pforzheim lieber das Auto nehmen… hier Bilder von parkenden Autos auf Radwegen in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße (beide Richtungen):

Das pikante: diese Situation befindet sich in Sichtweise des technischen Rathauses. Wer würde seine Kinder hier mit dem Fahrrad fahren lassen?

Ebenfalls beliebt in Pforzheim: „Sandwich-Radwege“, bei denen die Radlerin im Extremfall auf eineinhalb Meter Radstreifen zwischen zwei dreieinhalb Meter hohen Lastern eingeklemmt ist:

Quelle: ADFC zu Radwegen in Mittellagen

Der ADFC lehnt solche Sandwich-Radwege („Radwege in Mittellagen“) ab, da zu gefährlich. Trotzdem ist einer davon auf die Östliche Karl-Friedrich-Straße gemalt und ein weiterer wird bald (allerdings aussagegemäß nur temporär, wegen massivem LKW-Verkehrsaufkommen) hinzukommen an der Kreuzung Heinrich-Wieland-Allee / Hohenzollernstraße. Es ist eben billiger, die Fahrradfahrer so auf den bestehenden Straßen durch einfache Straßenbemalung „zu versorgen“. Autoaffine Stadtplaner berufen sich dabei auf die sogenannten „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA), die durch einen privaten Verein aufgestellt und inzwischen veraltet sind, siehe folgender Beitrag ab Minute 20 (Link zu NDR Film).

Um Pforzheim zu einer fahrradfreundlicheren Stadt zu machen, benötigen wir zumindest eine sichere Nord-Süd-Achse und eine sichere Ost-West Achse, sowie eine Anbindung der Südstadt. „Sicher“, das heißt:

  • baulich getrennte Radwege
  • Fahrradstraßen und Modalfilter (z.B. Poller, die nur Fussgänger*innen undn Radler*innen durchlassen) in Wohngebieten
  • Kreuzungen nach dem holländischen Kreuzungsmodell
  • Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr
baulich getrennte Radwege, Mindeststandard (Quelle: ADFC: So geht Verkehrswende, S. 22)
Fahrradstraßen und Modalfilter (Modalfilter = „Autos müssen außen rum“ – Quelle: ADFC So geht Verkehrswende, S. 28)
Kreuzungen nach dem holländischen Kreuzungsmodell (ADFC: So geht Verkehrswende, S. 39)

Kreuzungen nach dem holländischen Kreuzungsmodell sorgen dafür, dass Radler*innen und Autofahrer*innen an Kreuzungen in stumpfem Winkel aufeinandertreffen und verhindern so, dass Radler*innen im toten Winkel von LKWs umkommen.

Wohngebiete ohne Durchgangsverkehr (ADFC: So geht Verkehrswende; S. 30)

Eine Einfahrt in die Wohngebiete ist zwar möglich, nicht jedoch die Durchfahrt für Kfz.

Am Samstag, 30. April, Mittwoch, 18. Mai und Mittwoch, 29. Juni finden in Pforzheim wieder radspaß-Fahrsicherheitstrainings statt, bei denen qualifizierte Trainerinnen und Trainer ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben. Weitere Termine gibt es im Enzkreis: 29.,4., 30.4., 7.5., 14.5., 15.5., 21.5., 28.5., 25.6. – siehe https://radspass.org/kurse. Die Anmeldung ist obligatorisch. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können dort ihre Fahrtechnik verbessern und so die eigene und die allgemeine Verkehrssicherheit erhöhen. Neben zahlreichen Fahrtechnik-Übungen zur Schulung der Koordination und Reaktion behandeln die Kurse auch Themen der Verkehrssicherheit. Die Trainerinnen und Trainer gehen dabei speziell auf die jeweiligen Bedürfnisse und das Können der Teilnehmenden ein.

Das radspaß-Training eignet sich besonders für alle Personen, welche das Pedelecfahren neu für sich entdeckt haben, Fragen rund um das Pedelec(-Fahren) haben oder einfach nur ein paar Koordinations-Übungen mit dem Rad machen möchten. Auf einem Übungs-Parcours werden spezielle Fahrsituationen erprobt, um in sicherer Umgebung ein Gefühl für das Rad zu entwickeln. Am Ende sollen alle Teilnehmende vor allen Dingen Spaß am Kurs und noch mehr Spaß und Sicherheit auf allen Pedelec-Fahrten haben.

Print und online:

Andrea Reidl: Mobilitätsforscher Stefan Gössling zu steigenden Spritpreisen: „Wir sitzen auf einer Zeitbombe“
(08.03.2022 – Andrea Reidl in ihrem Magazin „Busy Streets“ auf riffreporter.de)

Das klingt banal, aber selbst für ein bis zwei Kilometer lange Strecken, nehmen 53 Prozent der Deutschen den Wagen. Bei fünf Kilometer sind es sogar 65 Prozent. Dabei sind diese Strecken ideale Fahrraddistanzen.

Quellen: Mobilitätsforscher Stefan Gössling im Interview mit Andrea Reidl – Datenbasis: Studie „Mobilität in Deutschland (MiD) 2019“

Felix Eichert: Pedaleffekte. Metropolen auf dem Weg zur Fahrradstadt.
(20.02.2022 – Reportage von Felix Eichert in der Sendung „Feature“ im Deutschlandfunk. Produktion: WDR 2021)

Gernot Kramper: Neuer Straßenkodex – Radfahrer mitten auf der Straße, Autofahrer am Ende der Hackordnung
(07.02.2022 – Beitrag auf stern.de über die Novellierung der britischen Straßenverkehrsordnung)

„Es sollte keinen Mut erfordern, mit Kindern eine Straße zu überqueren oder zur Schule zu fahren, aber manchmal fühlt es sich so an“, so der Verkehrsbeauftragte Chris Boardman. „Diese Änderungen der Straßenverkehrsordnung zeigen unsere Verantwortung füreinander und bekräftigen, was gute Verkehrsteilnehmer bereits tun. Diese Auffrischung bietet jedoch mehr als nur Orientierung, sie macht unsere Städte und Dörfer zu schöneren Orten zum Leben.“

Quelle: Gernot Kramper in „Neuer Straßenkodex – Radfahrer mitten auf der Straße, Autofahrer am Ende der Hackordnung

Andrea Reidl: Was Autofahren wirklich kostet. Soziale Kosten des Straßenverkehrs.
(26.01.2022 – Beitrag auf zeit.de)

Claudius Prößer: Lastenräder schwer im Kommen
(18.01.2022 – Beitrag auf taz.de)

In 130 Kommunen gibt es bereits Sharing-Angebote für Lastenräder.

Quelle: Claudius Prößer in „Lastenräder schwer im Kommen“Anmerkung: Wann auch bei uns in Pforzheim?

Bücher:

Katja Diehl: Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt
(2022 – S. Fischer)

Mikael Colville-Andersen: Copenhagenize. Der ultimative Weg zur urbanen Fahrradkultur
(2020 – Thiemo Graf Verlag)

Für „Autokorrektur“, „Copenhagenize“ und andere lesenswerte Bücher (und überhaupt!) lohnt sich ein Benutzerausweis der Stadtbibliothek Pforzheim. Im Gegensatz zu vielen Geschäften findet ihr vor der Bibliothek auch Radstellplätze!
(Tipp: Über ein Online-Formular könnt ihr der Stadtbibliothek auch gerne Anschaffungsvorschläge melden. Wenn ihr dabei eure Benutzernummer angebt, bekommt ihr das Buch dann auch als erste zum Lesen.)

Die toll gemachte SWR-Doku „Gefährliche Fahrt – Wie kann der Radverkehr sicherer werden?“ ist 2021 im Rahmen der Mitmach-Aktion #besserRadfahren entstanden. SWR-Reporter Claus Hanischdörfer geht darin gemeinsam mit Unfallopfern, Verkehrsforscher*innen, Rad- und Autofahrer*innen sowie Kommunalpolitiker*innen der Frage nach, wie Radfahren sicherer werden kann.

Die Reportage untersucht Probleme, die für uns Radfahrer*innen auch in Pforzheim von Bedeutung sind. Ab Minute 27 wird beispielsweise an einer Freiburger Kreuzung aufgezeigt, wie heikel Fahrradstreifen zwischen Autospuren sind. Nach zwei tödlichen Unfällen wird der Radverkehr an der betreffenden Kreuzung nun rechts am Autoverkehr vorbeigeführt.
Das traurige Beispiel unterstreicht, warum wir sogenannte „Fahrradweichen“ kritisch sehen.

Heute ein interessanter Artikel aus der FAZ zur Psychologie des Strassenverkehrs, … leider hinter der Paywall. Der Artikel hat den Titel „Warum die Mobilitätswende scheitert“, was womöglich als eine Art trojanisches Pferd die klassischen FAZ-Leser dazu verleiten soll, den Artikel trotz autokritischem Inhalt zu lesen.

Hier eine kurze Zusammenfassung:

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen

  • führten mehr Parkplätze und mehr Strassen zu mehr Autoverkehr. Dem Verkehrskollaps sei somit durch die Verkehrsplaner der Boden bereitet worden.
  • sei die Angst vor dem Verlust bei Umwidmung in Radwege kurz vor der Maßnahme am höchsten, danach steige die Akzeptanz.

Die flächendeckende Einführung von Tempo 30 habe zuletzt in Frankreich und in Brüssel zu einer starken Reduzierung der Anzahl von Verkehrstoten geführt.

Laut Jens Schade, Verkehrspsychologe an der Uni Dresden sei das größte Hindernis einer vernunftgeleiteten Verkehrswende nicht nur die Autolobby, sondern auch die Gewohnheit der Autofahrer. Diese lebten in der Annahme

  • ein Recht auf grüne Welle, freie Parkplätze und breite Straßen zu haben.
  • ein Gewohnheitsrecht bilden zu können, wenn sie lang genug zum Beispiel durch Anliegerstraßen gefahren seien.
  • … und würden sich im Stau nicht als Verursacher sondern als Opfer empfinden.

Es sei daher wichtig die Gewohnheiten zu durchbrechen, was Mut seitens der Stadtverwaltung erfordere.

Erprobte, wirkungsvolle Maßnahmen seien

  • eine City – Maut (eher was für richtige Großstädte). Die Erhöhung der Benzinpreise dagegen würde einfach bezahlt
  • die flächendeckende Einführung von Tempo 30
  • die massenhafte Beseitigung von Parkplätzen aus den Straßen der Innenstädte
  • die Bildung von verkehrsberuhigten „Superblocks“, durch die keine Durchfahrt mehr möglich sei

Die Erhöhung von Parkkosten für Anwohner kann in Baden-Württemberg jetzt die Kommune entscheiden.

Was macht die Pforzheimer Stadtverwaltung?