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Am dritten April sind studentische Radfahrerinnen und Radfahrer in Novi Sad, Serbien, auf die „Tura do Strazbura“ aufgebrochen. Am Montag, 14.04., kommen sie vormittags oder gegen Mittag auch durch Pforzheim.

Mit ihrer Radtour protestieren die Studierenden gegen Gewalt und Korruption in ihrem Heimatland und wollen unterwegs und am Ziel vor dem Europaparlament in Straßburg auf ihre Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit aufmerksam machen. (Hintergrund der Tour und Infos zu Strecken und Programmplanung siehe Pressekit.)

Auf der App Strava könnt ihr aktuell live verfolgen, wo die Studierenden gerade fahren oder Pause machen. Wenn ihr die jungen Leute zusätzlich unterstützen könnt, kommt bitte am Montagvormittag in die Innenstadt. Wir wissen noch nicht genau wann, aber wir werden mit Energieriegeln und Getränken die Solidarität der Fahrradstadt Pforzheim zum Ausdruck bringen.

Pforzheim macht gemeinsam mit dem Enzkreis vom 16. Mai bis 5. Juni auch dieses Jahr wieder bei STADTRADELN mit. Als Neuerung sucht die Stadt 2025 zum ersten Mal den STADTRADELN Star.

Auch wir sind bei STADTRADELN wieder mit dabei und gehen, wie im letzten Jahr, wieder mit einem gemeinsamen Team von ADFC und Critical Mass an den Start. Wir freuen uns auf eure Anmeldung unter diesem Link.

Was ist STADTRADELN?

STADTRADELN ist ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, 21 Tage lang möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dabei ist es egal, ob du bereits jeden Tag fährst oder bisher eher selten mit dem Rad unterwegs bist. Jeder Kilometer zählt – erst recht wenn du ihn sonst mit dem Auto zurückgelegt hättest.

Fortsetzung und ausführliche Beschreibung auf stadtradeln.de

Bei der Mitmachaktion (die Spielregeln könnt ihr hier nachlesen) geht es darum, aufzuzeigen, wie viele Menschen bereits mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Aus Pforzheimer Sicht deutlich wichtiger ist allerdings: Wir können mit der Teilnahme an STADTRADELN und der STADTRADELN-App für Verkehrsplanung und Politik dokumentieren, wo es in Pforzheim und Umgebung nach wie vor noch an der erforderlichen Radinfrastruktur fehlt. Radpendler*innen und vor allem unsere Kinder brauchen vernünftige Radwege, um schnell und sicher ans Ziel kommen!

Offizieller Auftakt

Der offizielle Startschuss fällt am 16. Mai um 16 Uhr beim Rathaus in Mönsheim mit einer gemeinsamen Radtour zur Pestalozzischule Pforzheim. (Wir sind gespannt und hoffen, dass die Veranstaltenden von Stadt und Kreis die gemeinsam befahrenen Kreuzungen dieses Mal etwas besser absichern als im letzten Jahr.)

Fahrradfahren ist für alle gut! Für die Luft in den Städten und Gemeinden, für das Klima, für die eigene Gesundheit.

Aber damit sich alle damit wohlfühlen, sich z. B. auch gemeinsam mit Kindern in den Straßenverkehr zu stürzen, müssen die Kommunen die Voraussetzungen schaffen. Die Sicherheit der Fahrradfahrer*innen hängt an der richtigen Verkehrsplanung. Und da gibt es noch viel zu tun!

Sängerin und Liedermacherin Dota Kehr (Quelle: STADTRADELN)

Für alle, die nicht live dabei sein konnten, hier zum Nachlesen der Redebeitrag von Thorsten Fröhlinghaus bei unserer Critical Mass am 28. März 2025. Vielen Dank, Thorsten!

Daten und Fakten zu Flüsterasphalt, Tempo 50 und Stau in Pforzheim

Flüsterasphalt

Flüsterbelag reduziert zwar die Rollgeräusche von Fahrzeugen, aber seine Wirkung lässt recht schnell nach. Schon nach 10 Jahren muss der Fahrbahnbelag erneuert werden.
Will Pforzheim wirklich alle 10 Jahre auf allen Hauptstraßen den Fahrbahnbelag ersetzen? Das wäre tatsächlich nötig, um die Lärmschutzwirkung zu erhalten.

Verkehrssituation in Pforzheim

Die Verkehrssituation in Pforzheim lässt sich aus der aktuellen Inrix-Staustudie ablesen:
Der Staustudie nach stehen Autofahrer in Pforzheim – ohne die Autobahn – pro Jahr 38 Stunden im Stau.

So sieht es in anderen Städten aus:
Freiburg: 34
Mannheim: 35
Reutlingen: 36
Heilbronn: 40
Karlsruhe: 41
Sindelfingen: 46
Stuttgart: 58
Fazit: Die Stauproblematik in Pforzheim ist also keineswegs dramatischer als in anderen Großstädten.

Für einen Pendler mit 230 Arbeitstagen im Jahr bedeuten diese 38 Stunden rechnerisch 10 Minuten pro Tag. Von den 1440 Minuten eines Tages gehen also 10 Minuten durch innerörtliche Staus verloren. Das ist weniger als ein Prozent der Tageszeit.
Fazit: Durch diese Staus geht also nicht wirklich nennenswert Lebenszeit verloren.

Auswirkung der geplanten Tempo 50-Regelungen?

Wie ändert sich die Staustatistik durch die aktuell bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans der Stadt Pforzheim geplanten Tempo 50-Regelungen? Werden aus den 38 Stunden dann 30 Stunden? Oder 20? Oder 10? Oder nur 37,9?

Tatsächlich lässt sich die Auswirkung auf die Staustatistik berechnen. Es gibt Unternehmen, die die Bewegungsdaten von Handys und Navis dauerhaft speichern, und die solche Analysen durchführen können. Marktführer ist hier die Firma Inrix, die auch schon für die Stadt Pforzheim Verkehrsuntersuchungen durchgeführt hat.

Forderungen an die Stadt

Die Stadt Pforzheim soll untersuchen, wie sich die Wiedereinführung von Tempo 50 auf die Stausituation in Pforzheim auswirkt:
Wieviel Zeit sparen die Autofahrer wirklich? Lassen sich die 38 Stunden tatsächlich spürbar verringern?

Wir verlassen uns hier nicht auf das Bauchgefühl von Rathausspitze und Teilen des Gemeinderats. Wir fordern belastbare, zuverlässige Zahlen zur Auswirkung von Tempo 50 auf die Stausituation. Wir fordern dazu eine transparente Kosten-/Nutzen-Analyse, die aufzeigt, wieviel Euro jede eingesparte Stauminute den Steuerzahler kosten würde.

Prognose

Wir bezweifeln, dass die eingesparte Zeit in einem vertretbaren Verhältnis zu den Kosten und zur Lärmzunahme steht.

Wir veröffentlichen eine Stellungnahme unserer Freunde vom ADFC Pforzheim zu einem Vorfall auf der Westlichen. Der folgende Text ist am 25.03.2025 als offener Brief an die Stadt Pforzheim und die Presse verschickt worden.

Busfahrer schlägt Radfahrer – ADFC Pforzheim verurteilt Gewaltausbruch

Sehr geehrter Bürgermeister Büscher,
sehr geehrter Bürgermeister Volle,
sehr geehrte Damen und Herren,

der sogenannte Fahrrad-Schutzstreifen auf der Westlichen bewegt seit seiner Einrichtung die Gemüter. Während viele Autofahrende der Überzeugung sind, dass durch die gestrichelte Linie kein Überholabstand mehr eingehalten werden muss, fühlen sich Radfahrende oftmals von 2 Seiten gefährdet: plötzlich öffnende Türen parkender Autos rechts, knapp überholende Fahrzeuge links. Der vorgeschriebene Überholabstand von mindestens 1,50 m gilt jedoch auch hier – das bedeutet, dass für das Überholen die
Gegenfahrbahn benutzt werden muss.

Ein besonders negatives Beispiel ereignete sich Anfang Februar: Ein Radfahrer befuhr in flottem Tempo den Schutzstreifen in Richtung Brötzingen und wurde dabei von einem Busfahrer eines Linienbusses so eng überholt, dass er an der nächsten roten Ampel an die Tür des Busses klopfte um den Busfahrer auf die gefährliche
Situation hinzuweisen. In der Folge stieg der Busfahrer aus und schlug den Radfahrer ins Gesicht – so heftig, dass bei der späteren Anzeigeaufnahme durch die Polizei die Spuren noch sichtbar waren.

Es muss gefahrlos möglich sein, in unserer Stadt Rad zu fahren.

ADFC Pforzheim-Enzkreis

Der ADFC verurteilt diesen Gewaltausbruch. Es muss gefahrlos möglich sein, in unserer Stadt Rad zu fahren. Es muss gefahrlos möglich sein, im Gespräch auf Verkehrsverstöße hinzuweisen. Wir dürfen als Gesellschaft nicht akzeptieren, dass Regelverstöße zur Regel werden.

Wir dürfen als Gesellschaft nicht akzeptieren, dass Regelverstöße zur Regel werden.

ADFC Pforzheim-Enzkreis

Auf Höhe des besagten Schutzstreifens befinden sich gleich mehrere Schulwege. Hebel, THG, Osterfeld, Fritz-Erler, Brötzinger Schule – sie alle sind im Einzugsgebiet der Westlichen. Der ADFC fordert, dass hier auch im Sinne der Kinder für Sicherheit gesorgt wird und durch die zuständigen Behörden regelmäßige Kontrollen der
Überholabstände auf der Westlichen durchgeführt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Franziska Dorner, Martin Mäschke, Bastian Wetzke

(Vorstand ADFC Pforzheim-Enzkreis)

Pressereaktion:

Wir veröffentlichen eine Stellungnahme unserer Freunde vom VCD Pforzheim/Enzkreis zum Pforzheimer Lärmaktionsplan:

VCD beklagt unzureichenden Pforzheimer Lärmaktionsplan und fordert einheitlich Tempo 30
20% der Pforzheimer Bevölkerung leidet unter Straßenverkehrslärm

Lärmaktionspläne sollen die Bevölkerung vor Lärm schützen – so die Theorie. Dies gilt aber nicht in Pforzheim – hier soll mit der Aktualisierung des Lärmaktionsplans noch mehr Straßenverkehrslärm erlaubt werden, beklagt der ökologische Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Pforzheim/Enzkreis e.V. (VCD).

„In Pforzheim gibt es seit 2007 Lärmaktionspläne, seither hat sich die Zahl der von Straßenverkehrslärm betroffenen Einwohner von rund 12.000 auf über 26.000 mehr als verdoppelt auf rund 20% der Bevölkerung“, kritisiert VCD-Kreisvorsitzender Marlon Frommer die unzureichende Pforzheimer Lärmaktionsplanung.

Die von der Verwaltung vorgeschlagene Aufhebung der Tempo-30-Limitierung auf den Hauptverkehrsstraßen würde statt zu einer Lärmentlastung zu einer deutlichen Mehrbelastung führen, wie der VCD aus den städtischen Planungen entnehmen kann: Die Zahl der von besonders gesundheitsgefährdendem Straßenlärm am Tage Belasteten (mehr als 74 dB(A)) würde sich verdoppeln. Im Bereich des gesundheitsgefährdenden Straßenlärms von 70-74 dB(A) würde sich die Betroffenheit von 6.705 auf 7.598 Einwohner (+13%) erhöhen.

Deshalb lehnt der VCD diese Verschlechterungen beim Lärmschutz entschieden ab und fordert einheitlich Tempo 30 auf allen Straßen im Pforzheimer Stadtgebiet! Neben dem Lärmschutz dient diese Maßnahme auch dem Fuß- und Radverkehr.

Hätten Stadtverwaltung und Gemeinderat in den letzten 20 Jahren energisch den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) und den Integrierten Mobilitätsentwicklungsplan (IMEP) umgesetzt und damit die Alternativen zum Autoverkehr gestärkt durch Ausbau von sicheren Radwegen, sicheren, breiten Fußwegen, Taktverdichtungen beim Busverkehr und der Einrichtung von neuen Schienenhaltepunkten, wäre heute der Autoverkehr weniger dominant und weniger laut, so dass ein Lärmaktionsplan mit Tempobeschränkungen gar nicht notwendig wäre.

VCD-Kreisvorsitzender Marlon Frommer

Aus VCD-Sicht sollte sich die Stadtverwaltung endlich ernsthaft mit den Ursachen des hohen Straßenverkehrslärms beschäftigen: „Hätten Stadtverwaltung und Gemeinderat in den letzten 20 Jahren energisch den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) und den Integrierten Mobilitätsentwicklungsplan (IMEP) umgesetzt und damit die Alternativen zum Autoverkehr gestärkt durch Ausbau von sicheren Radwegen, sicheren, breiten Fußwegen, Taktverdichtungen beim Busverkehr und der Einrichtung von neuen Schienenhaltepunkten, wäre heute der Autoverkehr weniger dominant und weniger laut, so dass ein Lärmaktionsplan mit Tempobeschränkungen gar nicht notwendig wäre“, erklärt Marlon Frommer. „Durch die jahrelange fortgesetzte Weigerung von Verwaltung und Gemeinderat, die Alternativen zum PKW-Verkehr zu stärken bei gleichzeitiger Subventionierung des PKW-Verkehrs durch kostenloses oder billiges Parken hat der Autoverkehr übermäßig zugenommen und nimmt statt unter 50% inzwischen 61% des Verkehrs in der Stadt ein. Kein Wunder, dass die Bevölkerung unter Straßenverkehrslärm leidet.“

Zur Verbesserung der Verkehrssituation und damit auch zur Reduzierung des Straßenverkehrslärms fordert der VCD deshalb neben einheitlichem Tempo 30 auf allen Straßen:

  • die Aufhebung der „Brötchentaste“ zum kostenlosen Parken
  • Einführung von angemessenen Gebühren beim Anwohnerparken (10-20 € pro Monat)
  • Mindestparkgebühren in Höhe des Einzelfahrscheins beim Bus (3€) und regelmäßige Anpassung entsprechend der Steigerung der Busfahrpreise
  • konsequente Beschleunigung und Bevorrechtigung des Busverkehrs umsetzen (Busspuren, Grünanforderung). Eine Busbeschleunigung hat dreierlei positive Effekte: 1) die Fahrgäste kommen schneller ans Ziel, 2) PKW-Fahrer sehen, dass man mit dem Bus schneller als mit dem PKW ans Ziel kommt, 3) eine höhere Reisegeschwindigkeit des Busses mindert die Zahl der Busse und Fahrereinsatzstunden bei höheren Fahrgastzahlen.
  • eine beschleunigte Umstellung der ÖPNV-Busflotte auf Elektroantrieb zur Lärmminderung
  • eine beschleunigte Einführung des 10-Minuten-Taktes auf den Hauptlinien des Busverkehrs

Der ADFC Kreisverband Pforzheim-Enzkreis bedankte sich am 14. Februar morgens mit warmen Getränken und Butterbrezeln bei allen Alltagsradlerinnen und -radlern, dass sie ganzjährig mit dem Fahrrad pendeln. Insgesamt wurden am ADFC-Stand in der Emma-Jaeger-Straße auf Höhe des Inselstegs zwischen sieben und neun Uhr morgens 40 Radfahrende gezählt. Da man auch auf dem Rad zügig vorankommen will, hatten nicht alle Pendler:innen Zeit für ein Gespräch, nahmen jedoch gern die Butterbrezel für die Pause mit.

Mit der Beteiligung am Winter-Bike-to-Work-Day wirbt der ADFC für das ganzjährige Radpendeln. Studien belegen, dass Menschen, die ganzjährig mit dem Rad zur Arbeit fahren, nicht nur gesünder sind als ihre Kolleg:innen, die mit dem Auto fahren, sondern auch glücklicher. Denn die tägliche Bewegung baut Stresshormone ab und hilft, nach der Arbeit besser abzuschalten. Mehr noch: Der Autostau wird aktiv reduziert und dem Klima kommt es auch zu Gute.

Der jährliche Winter-Bike-to-Work-Day findet an jedem zweiten Freitag im Februar statt. Er entstand als Gemeinschaftsprojekt von Finnen und Kanadiern und hat einen spaßbetonten Wettbewerbscharakter. Auf der internationalen Homepage winterbiketoworkday.org kann man eintragen, zu welchem Zweck und in welcher Stadt man sich aufs Rad schwingt.

Damit noch mehr Menschen gern und ganzjährig das Fahrrad nutzen, fordert der ADFC in Pforzheim und im Enzkreis ein Netz an zusammenhängenden Radwegen. Diese sollen baulich vom Autoverkehr getrennt sein, damit gefährliche Überholmanöver vermieden werden und Radfahrende unabhängig von Alter und Fahrerfahrung sicher und bequem vorankommen.

Am Freitag, 14.02.2025, sind wir auf Einladung von Fridays For Future Pforzheim mit einem Redebeitrag beim bundesweiten Klimastreik vor der Bundestagswahl dabei.

Treffpunkt:
Freitag, 14. Februar, 13.30 Uhr
Marktplatz Pforzheim

Sehen wir uns? Egal, ob zu Fuß oder mit dem Rad, kommt mit auf den Marktplatz und lasst uns Politik und Gesellschaft gemeinsam an die Notwendigkeit von Klimaschutz erinnern.

Wir wollen Lösungen, statt ablenkende, ausgrenzende Scheindebatten!

Ina Reinhardt, Fridays For Future Pforzheim

Vor einem Jahr, am 30.01.2024, wurde unser Freund und Mitstreiter Andreas Mandalka alias Natenom bei einem Unfall von einem Autofahrer getötet. Für Andreas und alle anderen Menschen, die als Radfahrende oder Zufußgehende im Verkehr getötet oder schwer verletzt worden sind, haben wir als Radverkehrsinitiative Critical Mass Pforzheim zusammen mit dem ADFC Pforzheim-Enzkreis mit Unterstützung des ADFC Frankfurt am Main und weiteren Partnern aus ganz Deutschland am Sonntag, 02.02.2025, eine zentrale Gedenkversammlung durchgeführt.

Unterstützt durch Zubringertouren und parallele Aktionen in anderen Städten haben wir bei der angemeldeten Kundgebung vor der Staatsanwaltschaft Pforzheim und der anschließenden Gedenkfahrt zur Unfallstelle mit rund 400 Teilnehmenden ein starkes gemeinsames Zeichen für die überfällige Umsetzung der Vision Zero im Straßenverkehr gesetzt. Allen Unterstützenden, Mitwirkenden und Mitradelnden vielen Dank für euren Beitrag!

Ausschnitte aus den eindringlichen und wichtigen Beiträgen unserer tollen, teilweise von weit angereisten Redner:innen:

Natenom war nicht nur ein Fahrradfahrer. Er brachte Menschen zusammen, er war ein Verbinder, kein Trenner.

Nora Bendig, Natenom e.V. – hier zum Anklicken: Noras ganze Rede zum Nachlesen und Anhören

Wer wirklich wirksam die Sicherheit in diesem Land schützen will, wer wirklich will, dass Menschen wieder gefahrlos auf die Straße können, muss sich konsequent um die Gefährder:innen im Straßenverkehr kümmern.

Siggi, Radverkehrsinitiative Critical Mass Pforzheim und ADFC Pforzheim-Enzkreis – hier zum Anklicken: Siggis ganze Rede zum Nachlesen und Anhören

Ich habe es satt, jeden Tag aufs Neue gefährdet zu werden. Ich habe es satt, dass man sich abhängig von Wetter, Rad oder Laune der Autofahrenden Routen suchen muss, um die „No ride areas“ und motorisierte Gewalt zu umfahren.

Fahrradaktivistin Ulrike Medger (alias Agathe Bauer alias @azetbur) – hier zum Anklicken: Ulrikes ganze Rede zum Nachlesen und Anhören

Wir Radfahrende sind Menschen. […] Das Fahrrad ist das Verkehrsmittel unserer Wahl und wir wollen sicher von A nach B kommen – nichts mehr und nichts weniger.

Mirjam Brinkmann, ADFC Baden-Württemberg – hier zum Anklicken: Mirjams ganze Rede zum Nachlesen und Anhören

Wir brauchen endlich ein Mobilitätssystem, das unabhängig von Führerschein und Auto Mobilitätsbedürfnisse befriedigt und das Grundrecht auf Teilhabe ermöglicht.

Petra Schulz, Landesvorstand VCD Baden-Württemberg – hier zum Anklicken: Petras ganze Rede zum Nachlesen und Anhören

Hier ein Mitschnitt der gesamten Auftaktkundgebung mit allen Redebeiträgen (vielen Dank an den ADFC Frankfurt, das Technikteam und alle Beteiligten!)

Die Gedenkfahrt:

Eindrücke von der gemeinsamen Gedenkfahrt von Pforzheim zur Unfallstelle auf der Landesstraße L574 zwischen Schellbronn und Neuhausen. Das Video zeigt den Streckenabschnitt zwischen Huchenfeld und Hohenwart. (Filmmaterial: Joachim Wossidlo, WossidloFilm)

Berichterstattung in den Medien (Auswahl):

Redebeitrag von Nora Bendig, Natenom e.V., bei der Gedenkversammlung für Andreas Mandalka alias Natenom am 02.02.2025 in Pforzheim:

Ich bin leider nicht so gut darin, frei zu reden. Daher habe ich was vorbereitet.

Hallo allerseits,
ich bin Nora vom Natenom e.V.

Viele von euch kannten ihn als Andreas, für uns war er jedoch Natenom.
Ein freundlicher Admin eines Mumble-Sprachchat-Servers, Betreiber einiger kleiner Webseiten rund um Mumble und Verfasser eines Blogs, in dem er unter anderem seine Erfahrungen als Fahrradfahrer teilte.
Er war jemand, der seine Alltagsfahrten auf dem Fahrrad bestritt, und kein Freizeitradler.

Da es in seinem Sinne gewesen wäre, die Webseiten online zu halten, haben wir uns zu einem Verein zusammengeschlossen, um diese Aufgabe in einem passenden rechtlichen Rahmen zu erfüllen.

Ich mochte Natenom wirklich sehr, sehr gerne. Er fehlt mir – er fehlt uns allen – wirklich sehr.
Die Freunde, mit denen ich heute hier bin, würde ich ohne Natenom gar nicht kennen.
Ich bin sehr dankbar für meinen Internet-Freundeskreis, den ich ohne ihn und seinen Mumble-Server gar nicht hätte.

Natenom war nicht nur ein Fahrradfahrer. Er brachte Menschen zusammen, er war ein Verbinder, kein Trenner.
Wenn man auf dem Server verschiedene politische Ansichten hatte, hat er dafür gesorgt, dass man trotzdem miteinander geredet hat, auch wenn es keinen Konsens gab.
Er hat andere Menschen so gesehen und behandelt – einfach wie einen anderen Menschen. Ohne Vorurteile.

Hilfesuchende fanden auf dem Mumble-Server einen Ort, wo sie frei von ihren Problemen reden konnten. Natenom hatte immer ein offenes Ohr für sie.

Er war bester Freund und Lebensretter. Er hat mehr als einem suizidalen Menschen das Leben gerettet, er war immer da, wenn er gebraucht wurde.

Häufig kam Natenom nach anstrengenden Fahrradfahrten in den Mumble-Chat und erzählte uns von seinen Erlebnissen. Dazu gehörten seine Erfahrungen mit Behörden, der Staatsanwaltschaft, der Polizei und insbesondere mit der problematischen Verkehrssituation in „FahrradMordor Pforzheim“. Die Verantwortlichen scheinen hier wenig Interesse daran zu haben, sich der Sicherheit von Radfahrenden anzunehmen.

Und deswegen lasst uns heute ein Zeichen setzen und in Erinnerung an Natenom handeln.
Lasst uns – Zitat der Staatsanwaltschaft Pforzheim – „ein hin- und hergondelndes Verkehrshindernis“ sein!

Mitschnitt: Nora Bendig spricht bei der Gedenkversammlung für Andreas Mandalka alias Natenom am 02.02.2025 in Pforzheim.

Redebeitrag von Siggi für Radverkehrsinitiative Critical Mass Pforzheim und ADFC Pforzheim-Enzkreis bei der Gedenkversammlung für Andreas Mandalka alias Natenom am 02.02.2025 in Pforzheim:

Hallo, ich bin der Siggi und darf heute für die Critical Mass Pforzheim und den ADFC Pforzheim-Enzkreis sprechen. Was mich qualifiziert: Ich hab einen Follower auf Twitter namens Natenom.

Triggerwarnung: In den nächsten 5 Minuten geht’s um Gewalt, Tod, Kinder.

Am 30. Januar 2024 brach eine Welt zusammen für die Mutter von Andreas Mandalka, Natenom. Ihr geliebter Sohn wurde an diesem Tag getötet. Um 19:20 auf der Landstraße zwischen Neuhausen und Schellbronn. Keine Mutter, kein Vater, sollte um das eigene Kind weinen müssen. Kein Kind, kein Mensch darf gewaltsam ums Leben kommen. Unser Mitgefühl gilt allen Eltern und Angehörigen, die so etwas erleben mussten. Für den Autofahrer, der Andreas getötet hat und der dafür die volle Verantwortung trägt, wurde von dieser Staatsanwaltschaft hier ein Strafbefehl erlassen.

Am 29. Januar 2025, diesen Mittwoch, brach in Deutschland eine Welt zusammen. Die Ereignisse an diesem Mittwoch sind unfassbar und es wird lange dauern, sie zu verarbeiten, denn an diesem Mittwoch wurde in Hemer ein 10-jähriges Mädchen getötet von dem Fahrer eines Kleinbusses, der sich weder an den Fußgänger-Vorrang beim Abbiegen hielt noch sonst irgendwie Rücksicht nahm. In Pfungstadt wurde auch an diesem Mittwoch ein 6-jähriger Junge beim Spielen in einem verkehrsberuhigten Bereich getötet. Von einem Mann, mit dessen Pkw. Für die Eltern und alle Angehörigen ist an diesem Mittwoch die Welt zusammengebrochen.

Die öffentliche Sicherheit in Deutschland ist gefährdet. Jeden Tag werden 8 Menschen im Straßenverkehr getötet, jedes Jahr weit über 100.000 verletzt. Viele davon waren unterwegs auf dem Rad so wie wir, zu Fuß wie die 10-jährige oder auf dem Roller wie der 6-jährige. Wer wirklich wirksam die Sicherheit in diesem Land schützen will, wer wirklich will, dass Menschen wieder gefahrlos auf die Straße können, muss sich konsequent um die Gefährder:innen im Straßenverkehr kümmern.

Ich würde euch gerne einige Vorschläge machen, wie das gehen kann. Aber weil das dann niemand außer uns wahrnimmt, muss ich das bisschen populistischer machen und jeden Vorschlag einleiten mit „Wir fordern“. Falls ihr diesem 5-Punkte-Plan für mehr Sicherheit nicht zustimmt, müsst ihr nichts machen. Falls ihr einverstanden seid, dürft ihr das gerne kundtun.

  1. Wir fordern wirksame Grenzkontrollen. Die Grenze für Radfahrende ist ein Überholabstand von 2 Metern. Wir fordern die Behörden auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Überholabstand zu kontrollieren und Verstöße zu ahnden. Die Polizei Pforzheim stellt nach eigener Aussage bislang genau 2 Verstöße pro Jahr fest. Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich nur 2 mal zu eng überholt wurde.
  2. Wir fordern Zurückweisungen von Fahrerlaubnissen. Wer andere Menschen mit einem Kraftfahrzeug verletzt oder tötet, ist fahruntauglich bis zum Beweis des Gegenteils.
  3. Wir fordern mehr Haftplätze für Kraftfahrzeuge. Autos, die als Waffe verwendet werden, müssen eingezogen und in Abschlepphaft genommen werden.
  4. Wir fordern ein Ende der Verantwortungslosigkeit. Wir fordern die Halter:innenhaftung. Schluss damit, dass illegales Verhalten nicht geahndet werden kann, nur weil kein HD-Video aus mindestens 2 Perspektiven vorliegt. Wer vergessen hat, wer da letzte Woche mit Papas SUV unterwegs war … ach, erzählt doch keinen Tünkram. Nix habt ihr vergessen!
  5. Wir fordern keine Abschiebeassistenten, sondern Abbiegeassistenten. Alle Lkw müssen verpflichtend damit ausgestattet werden. Gegen einen Betonmischer hilft kein Helm.

Und von den Medien fordern wir nur eins: Hört endlich auf mit dieser verharmlosenden Berichterstattung. Menschen werden nicht von einem Auto touchiert, erfasst, gestreift, erwischt. Sie kollidieren auch nicht mit Autos. Nein, Menschen werden gerammt, zu Boden gestoßen, überfahren – von anderen Menschen, die dabei ein Auto steuern. Verharmlosende Sprache ist in diesem Land seit über 80 Jahren Kulturgut. Hört auf damit.

Diese Forderungen, davon bin ich überzeugt, sind nicht vollständig im Sinne von Andreas Mandalka, von Natenom – denn er hätte sie noch viel schärfer und pointierter formuliert. An ihn wollen wir jetzt und heute gedenken. Ich schlage vor, dass wir 10 Sekunden gemeinsam schweigen und dabei die Augen schließen. 10 Sekunden fährt man bei 90km/h schnurgerade auf der Landstraße zwischen Neuhausen und Schellbronn von der letzten Kurve bis zur Unfallstelle. So lange wurde Andreas gemäß der Staatsanwaltschaft
– trotz ausreichender Beleuchtung
– bei guten Sichtverhältnissen
– auf seinem Fahrrad
– Zitat: „gänzlich übersehen“. 10 lange Sekunden.

Ein Mensch musste deswegen sterben. Ein anderer darf 2 Monate nicht Autofahren, so will es die Staatsanwaltschaft Pforzheim.

Bitte schließt jetzt die Augen.

1 … 10

Danke

Mitschnitt: Siggi spricht bei der Gedenkversammlung für Andreas Mandalka alias Natenom am 02.02.2025 in Pforzheim.